Meta-Analyse zeigt Zusammenhang von Körpergröße, Intelligenz und Persönlichkeitsmerkmalen mit sozialem Status.

(English version is below)

Erhalten einschüchternde, kompetente, selbstlose oder selbstdarstellende Menschen in Gruppen eher sozialen Status als andere Menschen? Wer wird also eher bewundert, hat eher Einfluss und wird eher als Führungsperson gewählt? Diesen Fragen gingen Michael Grosz von der HMU Health and Medical University Potsdam, Mitja Back von der Universität Münster und Robbie van Aert von der Universität Tilburg in einer soeben veröffentlichten Meta-Analyse von mehr als 100 Jahren Forschung auf die Spur. Über 1.000 Effekte aus 276 Stichproben mit mehr als 56000 Teilnehmer:innen wurden ausgewertet, um Zusammenhänge zwischen Körpergröße, kognitiven Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmalen mit sozialem Status zu identifizieren.

"Unsere Analysen deuten darauf hin, dass sozialer Status häufig durch Menschen erlangt wird, die entweder kompetent oder selbstlos sind. Gleichzeitig legen die Ergebnisse nahe, dass Menschen ebenfalls Status erlangen können, wenn sie durch ihre selbstbewusste oder selbstdarstellende Art einfach nur den Eindruck von Kompetenz und Selbstlosigkeit erwecken.", erklärte Michael Grosz, Erstautor der Studie.

Einschüchtern allein führt nicht zu Anerkennung und Bewunderung  

Nach den Befunden des Forschungsteams scheint es für das Erreichen von sozialem Status oft nicht auszureichen, durch die eigene Statur und Unnachgiebigkeit andere Menschen einzuschüchtern. Körpergröße hing zwar mit einem stärkeren Einfluss auf die Gruppe zusammen, aber nicht damit, wie sehr man von anderen bewundert und anerkannt wird. Zudem fanden die Forscher Hinweise dafür, dass Menschen, die besonders stark ihre Ellbogen zeigen und aggressiv agieren, tendenziell keinen hohen, sondern einen mittelmäßigen oder niedrigen Status haben. Diese Befunde werfen Zweifel an dem häufig angenommenen „Dominanzweg“ auf, nach dem das Vermögen und die Bereitschaft, anderen Schaden zuzufügen, zu einem höheren sozialen Status führen.

Das Status-Rezept: Fähig sein, der Gruppe helfen und sich darstellen können

Die Forscher konnten eine Reihe an Eigenschaften identifizieren, die mit dem Erreichen von sozialem Status einhergehen. Hierzu gehören zum einen Fähigkeiten wie Intelligenz, die es erlauben, höhere und für die Gruppe nützliche Leistungen zu erbringen: der „Kompetenzweg“ zu sozialem Status. Darüber hinaus fanden sich klare Hinweise für einen „Tugendweg“ zu sozialem Status: Menschen, die mehr Altruismus zeigten, sich also selbstloser für die Belange der Gruppe einsetzten, waren beliebter, wurden stärker respektiert und hatten größeren Einfluss. Und schließlich zeigte sich, dass auch extravertierte, durchsetzungsstarke und selbstdarstellende Verhaltenstendenzen positiv mit dem Erreichen von Status in Gruppen zusammenhingen. “Das ist ein wichtiger Befund“, sagt Mitja Back, Ko-Autor der Studie. „Bisherige Theorien haben zu wenig berücksichtigt, wie sehr unser sozialer Status mit der Art unserer Selbstdarstellung zu tun hat. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich: Selbstbewusster Charme ist statusförderlich, auch wenn er nicht immer mit Fähigkeiten und Werten einhergeht, die der Gruppe nützen“.

Die Autoren betonen, dass zukünftige Studien genauer untersuchen sollten, welche Prozesse genau kompetente, selbstlose und selbstdarstellende Menschen zu sozialem Status verhelfen. Ebenso wird empfohlen, mehr nicht-westliche Stichproben in die Forschung einzubeziehen.

Bedeutung für die Beurteilung und Auswahl von Führungskräften

Die Ergebnisse der Meta-Analyse haben laut den Autoren nicht nur wichtige theoretische Implikationen für die Forschung, sondern auch praktische Relevanz. Sie können zum Beispiel einen Beitrag zur Optimierung von Bewertungen und Auswahlentscheidungen in Organisationen leisten. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, bei Personen mit hohem sozialen Status nicht als selbstverständlich auch von großer Kompetenz oder Selbstlosigkeit auszugehen. Die Autoren empfehlen außerdem, evidenzbasierte Auswahlverfahren (z.B. Intelligenztests) zu implementieren, um die richtigen Personen für Führungspositionen zu bestimmen.

Originalpublikation
Grosz, M. P., van Aert, R. C. M., & Back, M. D. (2023). A Meta-Analytic Review of the Associations of Personality, Intelligence, and Physical Size with Social Status. Psychological Bulletin. https://doi.org/10.1037/bul0000416

Wissenschaftliche Ansprechperson:
Prof. Dr. Michael Grosz
Professur für Psychologische Diagnostik
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A new meta-analysis reveals how height, intelligence, and personality traits are associated with the attainment of social status

Do intimidating, competent, selfless, or self-promoting individuals in groups achieve social status more readily than others? Who is more likely to be admired, exert influence, and be chosen as a leader? These questions were addressed by Michael Grosz from HMU Health and Medical University Potsdam, Mitja Back from the University of Münster, and Robbie van Aert from the University of Tilburg in a recently published meta-analysis spanning over 100 years of research. The study delved into more than 1,000 effects from 276 samples involving over 56,000 participants to identify connections between height, cognitive abilities, and personality traits with social status.

"Our analyses suggest that social status is often gained by individuals who are either competent or selfless. At the same time, the results suggest that people can also attain status by simply conveying an impression of competence and selflessness through their confident or self-promoting demeanor," explained Michael Grosz, the lead author of the study.

Intimidation alone does not lead to recognition and admiration

According to the research team's findings, it often appears insufficient for individuals to intimidate others through their stature and assertiveness to achieve social status. While height was correlated with a stronger influence within the group, it did not correlate with how much one is admired and recognized by others. Furthermore, the researchers found evidence that individuals who act antagonistically and aggressively tend to have a mediocre or low status rather than a high one. These findings cast doubt on the commonly assumed "dominance path," where the ability and willingness to harm others lead to a higher social status.

The recipe for status: being capable, helping the group, and presenting oneself

The researchers identified several traits associated with achieving social status. These include abilities such as intelligence, allowing individuals to deliver higher and more beneficial contributions to the group—the "competence path" to social status. Moreover, clear evidence was found for a "virtue path" to social status: individuals displaying more altruism, selflessly advocating for the group's interests, were more popular, highly respected, and wielded greater influence. Finally, extraverted, assertive, and self-promoting behavioral tendencies were also positively correlated with achieving status in groups. "This is a significant finding," says Mitja Back, a co-author of the study. "Previous theories have inadequately considered how much our social status is related to the way we present ourselves. Our results clearly show that self-assured charm promotes status, even when it does not always coincide with skills and values beneficial to the group."

The authors emphasize the need for future studies to scrutinize the exact processes through which competent, selfless, and self-promoting individuals attain social status. They also recommend incorporating more non-western samples into research.

Significance for the evaluation and selection of leaders

According to the authors, the results of the meta-analysis have not only important theoretical implications for research but also practical relevance. They can help, for example, to optimize evaluations and selection decisions in organizations. The findings underscore the necessity of not automatically assuming high competence or selflessness in individuals with high social status. The authors also recommend implementing evidence-based selection procedures (e.g., intelligence tests) to determine the right individuals for leadership positions.

Original Publication
Grosz, M. P., van Aert, R. C. M., & Back, M. D. (2023). A Meta-Analytic Review of the Associations of Personality, Intelligence, and Physical Size with Social Status. Psychological Bulletin. https://doi.org/10.1037/bul0000416

 

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